Frankreichs Innenverteidiger Dayot Upamecano (18) erhält einen Pass von Außenverteidiger Jules Kounde (5) vor dem eigenen Strafraum. Upamecano passt weiter auf die linke Seite zu Außenverteidiger Theo Hernandez (22). Der Argentinier Rodrigo de Paul (7) attackiert Hernandez, der sich zurückdreht, um einen Pass zurück auf Upamecano anzudeuten. Stattdessen versucht Hernandez aber, den Ball mit dem Außenrist an De Paul vorbei zu Kylian Mbappe (10) zu spielen, der sich in der Mitte freigelaufen hat. Doch de Paul fängt den Pass ab, danach schalten die argentinischen Offensivspieler schnell: De Paul spielt vor zu Lionel Messi (10), der die Abwehr in der Mitte mit Tempo anläuft und dann zurück zum mitgelaufenen de Paul spielt. Dessen Querpass in den Strafraum landet bei Angel Di Maria (11), der den Ball über das Tor schießt. Die Szene aus dem WM-Finale am 18. Dezember zeigt die Pressingfalle der Argentinier, mit der sie den Franzosen immer wieder früh den Ball abnehmen konnten.

Auf die Seite lenken

Die argentinische Pressingfalle bestand darin, die gegnerische Mannschaft phasenweise hoch zu attackieren und den Spielaufbau der Gegner mit der vordersten Pressingreihe nach außen zu lenken. In der beschriebenen Szene positionierten sich die drei argentinischen Stürmer Di Maria, Julian Alvarez (9) und Messi eher mittig, um die französischen Verteidiger einzuladen, den freigelassenen Raum auf den Seiten zu nutzen. Alvarez lief den ballführenden Upamecano bogenförmig an, um den Passweg durch die Mitte zu schließen und ein Zuspiel auf die rechte Abwehrseite zu erschweren. Dadurch wurde der Innenverteidiger dazu verleitet, auf die linke Seite zu Hernandez zu passen. Im Moment des Zuspiels störte der lauernde de Paul Hernandez entscheidend. Selbst wenn Hernandez‘ Pass bei Mbappe angekommen wäre, hätte dieser in Bedrängnis und mit dem Rücken zum gegnerischen Tor nur zurückpassen können, um keinen gefährlichen Ballverlust zu riskieren.

Spiel mit Ball

Wenn die Argentinier den Ball früh zurückeroberten, verstanden sie es auch, schnelle Angriffe einzuleiten. Dabei profitierten sie von der Schnelligkeit und Kombinationsstärke von Offensivspielern wie Di Maria. Der quirlige Stürmer Alvarez glänzte mit seinen Freilaufbewegungen und der Verarbeitung hoher und weiter Bälle aus der eigenen Hälfte.

Das argentinische Team konnte aber auch Messi gut einbinden, der häufig mittig oder im Halbraum etwas hinter Alvarez positioniert war. Von dort konnte er die gegnerische Abwehr unter Druck setzen, um anschließend durch die Schnittstellen der Abwehr zu passen, den Doppelpass zu suchen oder zu schießen. Abgesichert wurde die offensive Spielweise der Argentinier durch die gut postierten und antizipierenden Verteidiger. So konnten die Argentinier auch im Finale gegen Frankreich die Balance zwischen Defensive und Offensive wahren.