Hoppen in Coronazeiten? Schwierig. So wie der Weg zu meiner neuerlichen Komplettierung der ersten slowenischen Liga. Den fehlenden Ground in Sezana will ich während des Familienurlaubs in der Nähe machen. Schon einige Zeit davor beobachte ich die Situation in Slowenien und beim NK Tabor. Bis zu 300 Tickets sind zu den Partien zuvor aufgelegt worden, die nie vollends ausverkauft waren. Rund eine Woche vor dem Spiel versuche ich erfolglos, den Klub zu kontaktieren. Somit ergibt sich folgender Plan: Bei Reiseantritt am Montag beim Stadion vorbeischauen, das Ticket für den Donnerstag sichern und ab an den Strand.
Beim Eintreffen am Stadion ist der Fanshop bereits geschlossen, doch, wie vorab recherchiert, vertreibt auch das nette Café nebenan Tickets. Dort ist der Empfang alles andere als nett. Meine Begrüßung auf Slowenisch wird ebenso wenig erwidert wie meine Versuche auf Englisch und Slowenisch, eine Karte zu erstehen. Die zuständige Dame scheucht mich mit ein paar Handbewegungen weg. Umso entschlossener bin ich, am Donnerstag das Spiel zu besuchen. Am Vorabend kommt die Hiobsbotschaft vom NK Tabor: Das Spiel findet ohne Zuschauer statt. Ich will dennoch mein Glück probieren, also geht es am Spieltag nach Sezana. Beim Stadion weisen mich die ersten Ordner von den Eingängen der Haupttribüne weg. Ich gehe um einen Häuserkomplex herum auf die nicht ausgebaute Gegengerade. Von dort aus kann ich auf eine kniehohe Steinmauer steigen, den Bauzaun im Sichtfeld überwinden und aus zirka drei Metern Entfernung zur Outlinie nahezu das komplette Spielfeld einsehen – ein erster Erfolg! Weitere, einheimische Fans tun es mir gleich, rund ein Dutzend Zuschauer verfolgt von hier aus die erste Halbzeit und bejubelt das schnelle 1:0 für die Hausherren gegen Tabellenschlusslicht NK Rudar Velenje.
Auf der Hintertorseite kann ich einige weitere Fans erspähen. Sie sitzen auf der angrenzenden Steinmauer, die das Stadion von einer Eisenbahnstrecke trennt. In der Pause beschließe ich, dorthin zu wechseln, um für die zweiten 45 Minuten sogar einen Sitzplatz zu haben. Eine weitere Hand voll Taborski gesellt sich zu mir auf die Steinmauer und feuert das von Weltmeister Mauro Camoranesi betreute Team lautstark an. Dem NK Tabor gelingt ein Heimsieg und mir die Komplettierung der höchsten slowenischen Liga.
(Benjamin Sikora)