Mittagszeit in einem Pub in der King Street im Londoner Stadtteil Hammersmith. Das Lokal ist gut gefüllt mit Fans der Queens Park Rangers und des FC Fulham. Beide Teams bestreiten heute ihr erstes Heimspiel in der Championship. Ihre Stadien liegen ungefähr fünf Kilometer auseinander, das Pub befindet sich ziemlich genau in der Mitte. Ich entscheide mich für Fulham, heute geht es gegen Blackburn. Nach 30 Minuten Fußmarsch in Richtung Themse erreiche ich in einem noblen Wohnviertel die Stevenage Road, in der sich das Craven Cottage befindet.

Benannt ist das Stadion nach einem kleinen Jagdhaus auf dem Stadiongelände, das heute als VIP-Loge genutzt wird. Ich erstehe Karten für den Johnny Haynes Stand, anschließend darf ich mich durch den sehr schmalen Eingang ins Innere der Haupttribüne zwängen, die außen aus Backstein besteht. Am oberen Rang sind noch durchgängig Holzsitze angebracht, was der Tribüne gemeinsam mit der alten Dachkonstruktion mit ihren Regenrinnen und -rohren ein spezielles Flair verleiht. Die an der Themse gelegene Tribüne gegenüber bleibt heute leer, sie wird dieses Jahr erweitert und ist die gesamte Saison gesperrt. Der Rest des Stadions ist gut gefüllt.

Fulham hat für den letztjährigen Premier-League-Kader rund 100 Millionen Euro in die Hand genommen, ist aber trotzdem abgestiegen. Zurück in der zweiten Liga zeigen die Londoner heute dank der neuen Abstoßregel ein interessantes Aufbauspiel, das tief im eigenen Sechzehner beginnt. Das treibt den Heimfans so manche Schweißperle auf die Stirn, doch dann sorgt Kapitän Tom Cairney für einen magischen Moment. Aus über 20 Metern Entfernung zieht der Schotte ab und trifft genau ins obere rechte Eck. Das Craven Cottage steht Kopf. Die Gesänge werden lauter.

In der Pause steht Stärkung am Programm, auch für die Familie mit drei Töchtern auf den Plätzen neben mir: Der Vater verspeist einen Stadionklassiker: warmen Pie. Die gute Laune der Fans hält auch in der zweiten Hälfte an. Auf Drangperioden der Gäste, die es immer wieder mit hohen Bällen auf Sam Gallagher probieren, folgen starke Aktionen der Hausherren. In der 81. Minute erlöst Aleksandar Mitrovic mit seinem Tor die Fulham-Fans. Sie feiern ihn bis Spielschluss mit „Mitro“-Chören. Nach dem Abpfiff stellt sich meine benachbarte Familie in Reih und Glied auf die Erhöhung der Holzbänke, um dem siegreichen Team von Scott Parker den gebührenden Abgang zu bescheren.

(Harald Minoth)