1998 besuchte Alexander Riedling seine ersten Spiele von Wacker Innsbruck. Acht Jahre war er damals alt, sein Opa nahm ihn mit. Der Verein hieß noch FC Tirol Innsbruck, spielte im alten Tivoli und in der Tabelle meistens um einen Platz im oberen Mittelfeld. Wenige Monate nachdem er das erste Mal im Tivoli aufgetaucht war, kehrte Kurt Jara dorthin zurück: Er hatte in Innsbruck in den 1970er Jahren drei Meistertitel als Spieler geholt und sollte bald auch als Trainer Erfolg haben. Im Mai 2000 fixierte Jaras Mannschaft am letzten Spieltag vor 16.000 Fans im ausverkauften Tivoli den Titel – und Riedling staunte. „Ich habe damals noch nicht gecheckt, was es bedeutet, Meister zu werden“, sagt er. „Aber ich habe gemerkt, wie sehr sich die Leute freuen.“

Zwei weitere Jahre hält der Rausch in Innsbruck an, auf Jara folgt Joachim Löw. Riedling geht damals noch nicht zu allen Heimspielen, ungefähr zehn sind es im Jahr, immer an der Seite des Opas. Dann aber ist Schluss. Im Sommer 2002 muss der Verein Konkurs anmelden, fast 60 Millionen Euro Schulden hat er angehäuft. Doch ebenso wenig wie den Triumph kann der mittlerweile zwölfjährige Riedling die Katastrophe fassen: „Es hat dann geheißen, es würde den Verein nicht mehr geben“, sagt er. „Aber dann machst du an den Wochen-enden halt etwas anderes. Als Kind bist du noch nicht sentimental. Und die Mama war froh, weil ich mich ein bisschen mehr auf die Schule konzentriert habe.“

Statt um den Meistertitel zu spielen, muss der Nachfolgeverein zunächst in der Regionalliga Punkte sammeln. Ein Jahr bleibt Riedling den Spielen nach dem Konkurs fern, dann zieht es ihn doch wieder ins Tivoli. Er wird in diesen Jahren zum zweiten Mal Fan. Immer mehr Leute lernt in der Nordkurve kennen, immer weniger Spiele lässt er aus – und macht Bekanntschaft mit dem ballesterer.

Im Internetforum der Wacker-Fans empfiehlt jemand im Herbst 2010 die Ausgabe über die Fans von Lazio. „Ich wollte immer mehr über die Kurve und ihren rechtsextremen Ruf wissen“, sagt er. „Mir hat es total getaugt, dass es ein Fußballmagazin gibt, das nicht nur darüber schreibt, wer gewonnen und wer verloren hat, sondern tiefer blickt.“ Bald darauf wird er Abonnent – und als der ballesterer im Vorjahr um Hilfe bittet, Mitglied im ballesterer supporters club. Denn mit Krisen kennt sich Riedling als Wacker-Fan aus. Auch nach dem Konkurs rutschte der Klub immer wieder in wirtschaftliche Schieflagen. „Es ist Teil unseres Markenkerns geworden“, sagt er. Auch aktuell befindet sich der Klub auf der Suche nach Sponsoren. Wieder einmal muss Riedling hoffen, dass es weitergeht. Vom ballesterer wünscht er sich nur eines: „Vielleicht dem Wacker einmal eine Titelgeschichte widmen.“ Stoff dafür gäbe es ja.

BALLESTERER SUPPORTER #15

Alexander Riedling

Wohnort: Innsbruck

Ich lese den ballesterer seit: November 2010

Lieblingsausgabe: zu viele, um eine hervorzuheben

Lieblingsklub: Wacker Innsbruck

Ich bin Mitglied im ballesterer supporters club weil es den ballesterer braucht, ich ihn sammle und das noch lange tun möchte