Die Spieler der AC Monaco sollten gewarnt sein – Pünktlichkeit ist eine Eigenschaft, die ihr neuer Trainer sehr schätzt. „Wenn du es im Auto nicht rechtzeitig zum Training schaffst, kommst du auch im Spiel zu spät, wenn du deine Beine benutzt“, sagte Thierry Henry 2014 dem Magazin Blizzard. Ein Vorbild für Henry in Sachen Disziplin war sein eigener Trainer bei Monaco, Jean Tigana. „Selbst nachdem ich die WM gewonnen hatte, musste ich bei ihm die Sporttaschen tragen. Das war eben die Aufgabe der jungen Spieler.“

Nach seiner aktiven Karriere arbeitete Henry als TV-Experte und machte seinen Trainerschein. Doch schon während seiner Zeit als Spieler schaute er sich viel bei seinen Trainern ab – von Jean-Marie Panza, dem Betreuer in seiner Jugend, über die Ausbilder in Clairefontaine bis zu Tigana, Arsene Wenger und Pep Guardiola. Die Arbeit an sich selbst und am eigenen Spiel war ein nie endendes Thema für den Stürmer Henry, es wird ihn wohl auch als Trainer begleiten. „Ich bin hart und anspruchsvoll, besonders, wenn es um Fußball geht. Aber immer aus Respekt und Liebe zum Spiel“, sagte er.

„Es gab keinen härteren Kritiker für Henry als ihn selbst“, schreibt Philippe Auclair in seiner Henry-Biografie. Er berichtet von einer Episode aus der Kindheit, die erahnen lässt, wer diese Sicht verankert hat: Als der zehnjährige Henry in einem Spiel sechs Tore macht, fragt sein Vater, ob er zufrieden sei. Henry bejaht, der Vater zählt ihm seine verpassten Chancen auf. „Seitdem denke ich jedes Mal, wenn ich treffe, an die Fehler, die ich zuvor im Spiel gemacht habe, statt mich zu freuen“, erzählte Henry seinem Biografen. Von seinem Vater und den Trainern hat Henry jedoch nicht nur hohe Ansprüche und Selbstdisziplin gelernt. „Das Wichtigste für einen Trainer ist es, die Identität seines Spiels zu bewahren“, sagte er dem Blizzard. Genau das sei Guardiolas Botschaft an seine Spieler vor dem Champions-League-Finale 2009 gewesen: „Das war das Schönste, das ich je von einem Trainer gehört habe. Er sagte, ‚Jungs, alles, was ich will, ist, dass die Leute am Ende sagen, Barca hat Fußball gespielt.‘“ Bei den Ästheten Guardiola und Wenger hat Henry den Wert des schönen Spiels kennengelernt und die Zuversicht, dass sich damit Titel gewinnen lassen.

Als Co-Trainer des belgischen Nationalteam war es Henrys Aufgabe, seine Erfahrungen und das Wissen darum, wie man siegt, weiterzugeben. Zumindest bei den Stürmern scheint ihm das gelungen zu sein. „Seit wir so eng zusammenarbeiten, habe ich mein Spiel verbessert, und zwar viel mehr, als ich je gedacht hätte“, sagt Romelu Lukaku vor der WM 2018. „Ich verdanke ihm sehr viel.“ Während seiner Zeit im belgischen Trainerteam war Henry darauf bedacht, sich im Hintergrund zu halten. „Als Trainer habe ich noch nichts erreicht“, sagte er. „Das hier ist nicht die Thierry-Henry-Show.“ Die beginnt jetzt in Monaco.