Der „Tanz im Freien“ im Gasthaus zur Traunbrücke muss im Wels der Nachkriegsjahre ein wahrer Publikumsmagnet gewesen sein. Zumindest berichtet das Welser Stadtarchiv, dass die Einnahmen aus der jahrelang an schönen Wochenenden abgehaltenen Tanzveranstaltung den Großteil der Kosten der neuen Sportanlage abgedeckt hätten. Mit dem Bau der Heimstätte des FC Union Wels wurde schon im Jahr der Vereinsgründung, 1946, begonnen. Ab Juli 1949 konnte der einzige Welser Klub, der sich jemals für die höchste Spielklasse qualifizieren sollte, seine Heimspiele am Sportplatz im Stadtteil Lichtenegg austragen.
Aufstieg als Sechster
In seinen ersten Jahrzehnten spielte der FC Union Wels allerdings eine untergeordnete Rolle im oberösterreichischen Fußball. Das sollte sich erst ab den 1970er Jahren langsam ändern. 1973 gelang der Aufstieg in die drittklassige Landesliga, und rechtzeitig zu seinem 25-jährigen Jubiläum wurde das Stadion 1974 vollständig umgebaut. Als Landesligameister setzten sich die Welser 1980 in den Relegationsspielen gegen Flavia Solva und den SV Spittal durch und stiegen damit in die Zweite Division auf. Nur zwei Jahre später wurden sie zum Profiteur der Ligareform. Als die Erste Division auf 16 Mannschaften aufgestockt wurde, reichte ihnen ein sechster Platz, um in die Bundesliga gespült zu werden.
Das Stadion war für diesen eher ungeplanten Aufstieg nur bedingt geeignet. Die Anlage war ein typischer Sportplatz der 1970er Jahre: Eine überdachte Sitzplatztribüne an der Längsseite bot 2.000 Zuschauern Platz, weitere 7.000 Besucher konnten die Spiele von den Stehplätzen auf den Erdwällen hinter den beiden Toren verfolgen. Um zumindest ein wenig Bundesliga-Flair aufkommen zu lassen, wurde 1982 neben dem Vereinshaus eine Holztribüne errichtet, die als VIP- und Pressebereich Verwendung fand.
Konkurs in der Winterpause
Das eigentlich nur für 9.000 Zuschauer zugelassene Stadion erlebte in der Saison 1982/83 einige denkwürdige Spiele. Jeweils 10.000 Besucher kamen zu den Begegnungen gegen die Austria und Rapid, die allerdings beide verloren wurden. Gegen die Linzer Lokalrivalen konnten aber Erfolge erzielt werden: Gegen die VÖEST erkämpfte Union Wels ein 1:1, und in der letzten Runde erreichte der Klub durch einen 3:1-Heimsieg gegen den LASK den rettenden 14. Tabellenplatz. Die Vienna musste mit einem Punkt Rückstand den Gang in die Zweite Division antreten.
Mit dem Klassenerhalt stiegen die Ansprüche und Ambitionen im Verein. Große Namen wie die ehemaligen Teamspieler Hans-Dieter Mirnegg und Dietmar Constantini waren schon 1982/83 verpflichtet worden. In der darauffolgenden Saison spielte auch der spätere ÖFB-Sportdirektor Willibald Ruttensteiner in Wels. Der Verein startete engagiert in die neue Saison und feierte in der ersten Runde beim FavAC den ersten Auswärtssieg in der Bundesliga. Er sollte allerdings auch der letzte bleiben. In der zweiten Meisterschaftsrunde strömten 12.000 Zuschauer in das aus allen Nähten platzende Welser Stadion. Rapid war zu Gast. Bis zur 80. Minute führten die Gastgeber 2:0, ehe die Wiener durch Reinhard Kienast und Antonin Panenka noch ausgleichen konnten. Der gegen Wels verlorene Punkt fehlte Rapid am Ende der Saison, die punktegleiche Austria wurde dank der besseren Tordifferenz Meister.
Gleichzeitig mit den bescheidenen sportlichen Erfolgen brach die wirtschaftliche Basis des Vereins ein. Als Vereinspräsident Alois Gföller sein ÖVP-Mandat im Nationalrat zurücklegte, sprang die Raiffeisen-Bank als Sponsor ab. Einen neuen Financier fand der Verein nicht. Auch verzweifelte Spendenaufrufe der Klubführung halfen nichts. Am 31. Jänner 1984 meldete der FC Union Wels in der Winterpause Konkurs an. Die Mannschaft belegte zu diesem Zeitpunkt den zehnten Platz in der 16er-Liga. Der Spielbetrieb wurde eingestellt und den Spielern die Freistellung erteilt. Die erst zwei Jahre zuvor errichtete Holztribüne wurde an den SV Pichl verkauft, der sie in Eigenregie zerlegen und am eigenen Sportplatz wieder aufbauen ließ. Dort ist sie noch heute zu bewundern. Im darauffolgenden Jahr unternahm Union Wels einen Neustart in der untersten oberösterreichischen Spielklasse.
Linzer Ausweichstadion
Dennoch bekamen die Welser auch in der Rückrunde der Saison 1983/84 Bundesliga-Fußball in ihrem Stadion zu sehen. Weil die Zuschauerzahlen des SK VÖEST einbrachen – gegen die Admira hatten sich Ende März etwa nur 300 Besucher auf die Gugl verirrt –, setzten die Linzer auf eine unorthodoxe Maßnahme. In der Hoffnung auf größeren Publikumszuspruch beschlossen sie, die letzten fünf Heimspiele in Wels auszutragen. Gegen die Austria fanden sich auch tatsächlich mehr als 5.000 Fans im Union-Stadion ein. Nachdem die Spiele gegen den Wiener Sport-Club und Neusiedl aber deutlich weniger als 1.000 Besucher angezogen hatten, kehrte der SK VÖEST wieder nach Linz zurück.
1996 erlebte das Welser Stadion ein letztes Comeback. Weil die Gugl renoviert wurde, mussten der LASK und der FC Linz ihre ersten vier Heimspiele in Wels austragen. Zudem fanden die UI-Cup-Heimspiele des LASK gegen Djurgardens IF, Apollon Limassol und Rotor Wolgograd und der SV Ried gegen Silkeborg IF dort statt. Zwölf Jahre nach dem Konkurs des FC Union wehte so für einige Stunden die UEFA-Fahne im Welser Stadion. Mit der Wiedereröffnung des Linzer Stadions im Oktober 1996 war endgültig Schluss mit dem Profifußball in Wels.
2003 wurde der FC Union Wels mit dem SK Eintracht zum FC Wels fusioniert. Der erhoffte Großklub entstand daraus nicht. In der Vorsaison stieg der Verein als Vierter der Landesliga dank der Ligareform in die Regionalliga auf, kämpft dort aber derzeit gegen den Abstieg. Das alte Stadion wurde nach der Fusion nur noch für die Spiele der Nachwuchsteams und der Zweitmannschaft genutzt. Nachdem der FC Wels 2016 im Ortsteil Wimpassing eine neue Spielstätte erhielt, wurde das Stadion aufgelassen und im Herbst 2018 abgerissen. Auf dem Boden des Union-Stadions wird nun ein Wohnprojekt realisiert.