Am Tag nach dem Spiel sind wir mit der Lauda Air von Mailand nach Salzburg zurückgeflogen und von dort direkt zum Auslaufen ins Lehener Stadion gefahren. Als wir damit fertig waren, habe ich mich alleine in den Mittelkreis gesetzt. Ich weiß noch genau, wie ich herumgeschaut und mir gedacht habe: „Ist das wirklich passiert?“ Als Österreicher mit einer österreichischen Mannschaft ein Europacupfinale erreicht zu haben, im Giuseppe-Meazza-Stadion gegen Inter Mailand gespielt und dabei auch noch eine gute Figur gemacht zu haben – das alles hat mich unglaublich bewegt. Es war das Highlight meiner Spielerkarriere.

Beim Hinspiel war ich leider gesperrt und habe von der Tribüne aus mitfiebern müssen. Wie schon im Viertel- und Halbfinale sind wir auch für das Finale ins Praterstadion ausgewichen. Der Verein hatte den Slogan „Salzburg für Österreich! Österreich für Salzburg!“ ausgerufen – und der ist auch gelebt worden. Als wir vom Hotel ins Stadion gefahren sind, war die Autobahn voll mit Bussen aus allen Bundesländern. Wir haben überall Fans gehabt, das Spiel aber leider 0:1 verloren.

Das Rückspiel war zwei Wochen später, an einem Mittwoch. Wir sind schon zwei Tage vorher nach Mailand gereist und waren vor dem Abschlusstraining auch ein bisschen in der Stadt. Am Abend hat uns Otto Baric perfekt auf das Spiel eingestellt. Damals hat es noch keine Videoanalysen gegeben, also haben wir ihm glauben müssen, was er uns über Inter erzählt. Alle haben ihm zu 100 Prozent vertraut.

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie wir vor dem Einlaufen in den Katakomben gestanden und dann die Stiegen hinaufgegangen sind. Oben war alles voller Rauch. 80.000 Fans haben ihre Schals und Fahnen geschwenkt und immer wieder Rauchtöpfe gezündet. In den ersten Minuten haben wir kaum etwas gesehen, alles war vernebelt. Inter ist sofort ein brutales Tempo gegangen. Vor allem Dennis Bergkamp, er hat alle in den Schatten gestellt. Nach der Pause sind wir aber besser geworden. Baric hat mir vor dem Spiel gesagt, dass Inter-Keeper Walter Zenga Schwächen bei Distanzschüssen hat. Als sich die Möglichkeit ergeben hat, habe ich eine kleine Kanone abgelassen, aber der Zenga hat sie über die Latte gedreht. Marquinho hat mit einem Schuss die eine Stange getroffen, von dort ist der Ball an die andere geprallt – und dann zurück ins Spielfeld. Wir haben unsere Chancen gehabt, waren dem 1:0 eigentlich näher, doch dann hat Wim Jonk Inter in Führung gebracht. Das Tor hat einen unglaublichen Lärm ausgelöst, das war so etwas von beeindruckend. Danach haben wir auf den Ausgleich gedrückt, aber Inter hat routiniert verteidigt.

Trotz der Niederlage haben wir uns super präsentiert. Das haben auch die Inter-Fans gewusst. Nach dem Abpfiff haben sie uns bei unserer Ehrenrunde zugejubelt. Später im Hotel waren unsere Frauen oder Freundinnen, Bekannte und Verwandte da, wir haben uns gemeinsam an die Bar gesetzt und uns das eine oder andere Glas genehmigt. Austria Salzburg war damals eine tolle Einheit.

Aufzeichnung: Nino Duit

FC Internazionale: Walter Zenga, Antonio Paganin, Davide Fontolan (67. Riccardo Ferri), Wim Jonk, Giuseppe Bergomi, Sergio Battistini, Angelo Orlando, Antonio Manicone, Nicola Berti, Dennis Bergkamp (89. Massimo Paganin), Ruben Sosa

SV Austria Salzburg: Otto Konrad, Leopold Lainer, Heribert Weber, Thomas Winklhofer (67. Martin Amerhauser), Christian Fürstaller, Franz Aigner, Nikola Jurcevic, Peter Artner (73. Michael Steiner), Marquinho, Wolfgang Feiersinger, Adi Hütter