Die Jugend ist eine Zeit der Zerrissenheit. Lockt hier das süße Leben, mahnt dort die Moral. In den frühen 2000er Jahren dürfen sich die Fans der Wiener Austria so richtig jung fühlen. Einerseits holt der Klub teure Legionäre und mit ihnen den Meistertitel 2003, andererseits leidet sein Ruf unter der Willkür Frank Stronachs, der Trainer um Trainer feuert. Dass sich im UEFA-Cup der größte Erfolg seit 20 Jahren einstellt, ist für die Fans eine Genugtuung. Die Austria steht im Viertelfinale. Im Bus nach Italien ist die Meinung einhellig: Wer Bilbao und Saragossa eliminiert, muss sich vor Parma nicht fürchten, auch wenn es im Prater nur zu einem 1:1 gereicht hat.

Nach einer unbequemen Nacht, in der die Sanitäranlage des Busses ihren Geist aufgegeben hat, dürstet es drei ballesterer-Autoren nach Frischluft und Kaffee. Kein Problem in einer Stadt, die für kulinarische Spezialitäten berühmt ist. Der sonnige Frühlingstag belebt zusätzlich, die Grünflächen vor den Palazzi laden zum Verweilen ein. Auch an die Daheimgebliebenen wird gedacht, ein Kilo Parmesan wandert in den Rucksack. Ein Tag, wie er nicht schöner in einem Reiseführer stehen könnte. Am Marsch zum Stadion erfahren wir von einem Scharmützel zwischen Austrianern und einigen Parmigiani. Dass wir vor geschlossenen Stadiontoren viel zu lange festgehalten werden, trübt die Stimmung ebenfalls.

Auf den Tribünen gibt es Bengalen, viel Rauch und Gesang. Doch wie an der Jugend nagt die Zeit auch am Spielstand. Oft trennen uns nur Millisekunden vom Aufstieg. Als Libor Sionko einen Freistoß ans Lattenkreuz zimmert etwa oder Sigurd Rushfeldt an Luca Bucci scheitert. Die Austria scheidet überlegen aus. Zwei Wochen später entlässt Stronach das Trainerteam.

(Mario Sonnberger)